Sonntag, 2. März 2014

Was mich fertig macht: der Magerwahn

Meistens schreibe ich so dahin und klicke auf den Veröffentlichen-Button rechts oben in der Leiste, ohne mir mein Geschriebenes vorher noch einmal durchgelesen zu haben. Einerseits fängt das natürlich irgendwie genau das Gefühl ein, das gerade während des Schreibens präsent war, und auch irgendwo die Spontaneität. Andererseits bleiben so sicher einige Rechtschreib- sowie Grammatikfehler unausgebessert und außerdem vergesse ich oft, noch Dinge hinzuzufügen, die ich eigentlich noch gerne gesagt hätte. So wie auch beim letzten Post. Dem möchte ich nur kurz etwas hinzufügen:

Da für mich Essen ja etwas so unheimlich intimes ist, ist für mich auch die logische Konsequenz daraus, dass es eines der freundschaftlichsten (oder so) Dinge für mich ist, mit Menschen, die ich besonders gerne (um mich) habe, gemeinsam zu kochen oder einfach nur zu essen. Ich mag es wirklich gerne, zusammen zu essen. Natürlich nicht mit allen Leuten, bei sehr vielen Menschen fühle ich mich noch immer ein wenig unwohl, wenn ich vor ihnen Nahrung zu mir nehme. Doch dann gäbe es ein paar Personen, mit denen ich das wirklich gerne mache. Mit meiner Familie zum Beispiel. Oder meinen Freundinnen. Picknicken, wenn es dann warm genug ist, wäre beispielsweise eine sehr schöne Vorstellung, aber leider wahrscheinlich schwer umsetzbar. Denn es ist irgendwie komisch, aber wenn ich anfange, auch nur ein wenig über Essen zu reden, dann blocken so manche Freundinnen von mir komplett ab und geben mir auch keine richtige Antwort. Deswegen traue ich es mich auch gar nicht ansprechen.
Oder ein gemeinsames Frühstück fände ich wundervoll.
Naja, nicht alle empfinden gleich.

So, jetzt aber zum eigentlichen Thema: Ich finde es wirklich furchtbar und schreckerregend, wie unsere Gesellschaft mit den Problematiken (Frauen-)Körper und Diäten umgeht.
Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass jedes zweite oder dritte zwölfjährige Mädchen schon einmal eine Diät gemacht hat. Natürlich sollte man nicht alles glauben, was man irgendwo gelesen hat, aber das Schlimmste ist ja, dass ich mir das sogar sehr gut vorstellen kann.
Vor allem Frauen, aber mittlerweile auch zunehmend Männer, sind tagtäglich mit abnehmen konfrontiert. Man kann schon gar nicht mehr wirklich einkaufen gehen, ohne, dass eine riesengroße Auswahl an light- und halbfett-Produkten ins Auge springt. Und irgendwie ist es doch krank. Es ist eigentlich schon längst bewiesen, dass fettreduzierte Nahrungsmittel einfach nur ungesund sind. Muss man einem Lebensmittel einzelne Inhaltsstoffe, wie eben Fett oder Kalorien, auf irgendeine industrielle und chemische Art und Weise entziehen, dann geht auch ganz viel von den Nährstoffen mit verloren und das Essen wird so derartig ummodelliert, dass eigentlich nicht mehr viel von den ursprünglich enthaltenen "guten" Stoffen übrig bleibt. Außerdem gibt es ja schon von wirklich allem eine light-Version. Letztens habe ich erst einen Soya-light-Drink von Alpro im DM gesehen. Und wenn man einem von Natur aus eh schon extrem fettarmen Produkt wie Sojamilch noch mehr Stoffe entzieht, möchte ich gar nicht wissen, was dann noch vom Ursprünglichen über ist.

Aber das Allerschlimmste ist doch, dass so viele darauf so sehr anspringen; und ich möchte mich da jetzt auch gar nicht ausschließen. Ganz lange habe ich nur fettreduzierte Milch getrunken und 0%igen griechischen Joghurt gegessen, und hätte ich von dieser Sojamilch gewusst, hätte ich mir nur noch die gekauft.

So viel dazu. Uns wird also sogar schon von der Lebensmittelindustrie impliziert, dass wir dünn bleiben oder werden sollen. Diese Industrie richtet sich ja wirklich nur nach den momentanen Trends und wie es aussieht, liegt exzessives Abnehmen momentan sehr im Trend.
Aber weiters motivieren uns nicht nur die Nahrungsmittel, weniger Kalorien zu uns zu nehmen. Egal, wo man heute hinkommt, überall sieht man spindeldürre Frauen, sei es von großen Tafeln runter strahlen, aus Magazine heraus lachen oder in sonst allen Medien. Jedes Frauenheft stellt außerdem zusätzlich einige Seiten für Tipps&Tricks zum Abnehmen zu Verfügung.
Und unsere ganze Modeindustrie macht und bewirbt zwar Kleidung vorwiegend für Frauen, aber trotzdem ist eine gewisse Akzeptanz gegenüber eben dieser Zielgruppe meistens nicht erkennbar.

Und das macht mich traurig. Kann es denn wirklich sein, dass wir in so einer patriarchalen Gesellschaft leben, in der nicht einmal Gewand zum Anziehen für Frauen gemacht wird? Muss überall diese kleine Abneigung mitschwingen? Ich weiß auch nicht, ob es wirklich daran liegt, aber langsam bekomme ich so das Gefühl, dass die Menschen, die Mode für den weiblichen Teil der Menschheit kreieren, eigentlich überhaupt nicht und in keinster Weise gerne für Frauen Gewänder entwerfen.
Warum sonst wird das Ideal eines Frauenkörpers immer dünner und unfemininer? Kurven sind sowieso schon out und für jedes Gramm zu viel, egal, ob am Bauch oder Oberschenkel oder sonst wo, sollte man sich eigentlich schämen. Und die entworfene Kleider können eigentlich von niemandem mehr angezogen werden, weil sie entweder zu eng, zu lang oder einfach nur schrecklich unvorteilhaft geschnitten sind.

Wie kann es bitte sein, dass in meiner Stufe, in der es circa 20 Mädchen gibt, mindestens sechs davon eine (Art) Essstörung haben beziehungsweise sich sowieso alle viel zu viele Gedanken über ihre Figur und über die Kalorienanzahl der von ihnen zu sich genommenen Lebensmittel machen? Natürlich ist eine gewisse Auseinandersetzung mit der Thematik Ernährung wichtig, keine Frage. Man sollte sich bewusst sein, wie und wo etwas unter welchen Bedingungen produziert und hergestellt wird, dass eine ausgewogene Ernährung auf alle Fälle sehr wichtig ist und dass man sich nicht nur von Junkfood ernähren sollte. Ich verlange ja gar nicht, dass sich alle so radikal mit der Lebensmittelproduktion beschäftigen und sogar einzelne Firmen boykottieren, ich fände es aber durchwegs wichtig, wenn man sich vielleicht einmal über das Politische am Essen Gedanken macht. Wobei ich es auch wirklich fürchterlich finde, dass an unserem Essen überhaupt etwas Politisches dran sein muss.
Aber die Gedanken befinden sich bei den allermeisten Mädchen nicht mehr im ich sage jetzt einmal normalen Bereich, man macht sich zu viele Sorgen um Gewichtszunahme und bekommt Komplexe aufgrund der Figur bekommt.

Und das ist schlimm.

Eine liebe Freundin von mir, die wirklich sehr, sehr dünn ist, aber trotzdem eine weibliche, wenn auch nicht extrem kurvige - das würde auch gar nicht gehen, weil sie ja so dünn ist -, Figur hat, bekommt zunehmends immer und immer mehr Komplexe wegen eben dieser Figur. Aber nicht nur sie, ich kenne beinahe kein Mädchen, das von sich sagen würde, sie hätte eine schöne Figur. Das ist so schade. Das tut mir sogar richtig, richtig weh.

Wieso lassen wir zu, dass wir nur mehr auf unsere Körper reduziert werden und nur mehr dünn als schön empfinden können? Warum wollen wir etwas, das so unnatürlich und unweiblich ist, anstreben?
Durch so eine Einstellung und durch so eine Betonung auf Mager-Sein können doch nur Krankheiten entstehen, denn über kurz oder lang mach es eine fertig, sich dauernd zu dick und unakzeptiert, weil man nun mal eine Frau samt weiblicher Figur ist, zu fühlen. Das kann ich nur nachvollziehen. Und ich bewundere alle da draußen, die es schaffen, solche Werbung an sich abprallen zu lassen und sich schön finden.

Denn eigentlich sind doch alle schön. Wieso darf man sich denn heutzutage nicht mehr selbst schön finden?

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