Mittwoch, 23. April 2014

Was hat das bitte mit Essstörungen zu tun?

Irgendwie lässt mich das Thema zur Zeit einfach nicht los. Überall fällt mir einfach plötzlich auf, wie unglaublich heteronormativ und auch ziemlich sexistisch sich die Werbung gestaltet, die Leute ausdrücken und überhaupt unsere gesamte Umwelt aufgebaut ist. Sexismus ist einfach überall. Und irgendwie hat es auch mit allem zu tun.

Ich lese immer noch wahnsinnig eifrig die wunderbare Antisexismus-Broschüre, von der ich ja im letzten Post erzählt habe. Aber irgendwie fand ich, dass der Eintrag zu kurz gekommen ist. Mir ist im Nachhinein (wie sooft!) noch so einiges eingefallen, wovon die Hälfte schätzungsweise wieder in diesem Post nicht vorkommen wird, was ich noch gerne ausschreiben möchte.
Während des Lesens sind mir einige Passagen und ganze Artikel besonders ins Auge gesprungen - auch habe ich einige Parallelen zu meinem Schulalltag wieder gefunden...

Aber was genau sind jetzt die Schnittpunkte von Sexismus und der im Titel genannten Krankheit?
Denkt man an Anorexie, Bulemie und co., so kommt immer das Bild einer jungen Frau* auf, oder? Und das ist auch gar nicht mal so falsch. Bei jedem dritten Mädchen* zwischen 14 und 17 Jahren gibt es Hinweise auf eine Essstörung, bei den Jungen* sind 13,5 Prozent auffällig. Außerdem zählt die Anorexia nervosa bei den Mädchen* und jungen Frauen* einfach zu den häufigsten Todesursachen - da gibt es bei Männern* einfach noch einige Krankheiten, die öfter vorkommen.
Und irgendwie wundern mich diese extrem auseinander driftenden Zahlen überhaupt nicht. Natürlich, der Prozentsatz der Männer*, die erkranken, nimmt stetig zu. Aber das hat doch auch etwas damit zu tun, dass diese immer präsenter in der Modeszene werden und auch auf deren Äußeres immer mehr Wert gelegt wird.
Genau. Auf Äußerlichkeiten kommt es nämlich an.

Frauen* werden so, so oft einfach nur darauf reduziert, wie sie aussehen, welche Schuhe sie tragen, und ob der Lippenstift nicht verschmiert ist.
Dieses Bild wird ebenfalls von allen Werbungen vermittelt und ist schon so in unseren Köpfen verankert, dass wir oft gar nicht merken, wie sexistisch das alles nicht ist.



Und dieses bloße aufs-Äußere-reduzieren führt kurz über lang dazu, dass es manche Menschen übertreiben, weil sie einfach so gerne gefallen würde, weil sie Anerkennung suchen und weil sie mit der Gesellschaft konform sein wollten. Eigentlich doch ganz natürliche und nachvollziehbare Gedankengänge, nicht? Aber leider vergessen sich diese Menschen dann viel zu oft selbst, sie vergessen, dass die eigenen Bedürfnisse, seien es Seelische oder Körperliche, immer noch wichtiger sein sollten, ja, müssen!, als die kranken Ansichten unserer Sozialisation.
Es ist so wichtig geworden - wobei, was schreib ich da? Das war es ja eigentlich schon immer - wie man aussieht. Es interessiert nicht mehr wirklich, was in einem Menschen vor sich geht, oder ob die Gesundheit unter diesem Schönheitswahn (heute hab ichs aber mit den Links) zu Leiden kommen könnte.







Eigentlich hätt ich ja die Broschüre downloaden können und dann schönere Bilder hochladen. Naja, DIY, oida.

 
Und das ist etwas, was ich bei mir selbst einfach nicht ausstehen kann. Ich bin ja so aufs Äußere fixiert - also, bei mir. Da haben wir wieder eine Doppelmoral, wie sie ja sooft vorkommt, bei anderen lege ich jetzt nicht so einen großen, wenn doch keinen geringen, Wert auf Äußerlichkeiten, bei anderen Frauen* finde ich auch Rundungen wunderschön und beneidenswert. Bei mir aber nicht.
Irgendwie bedeutet das also auch, dass ich in sexistischen Denkmustern gefangen bin. Das will ich wirklich nicht und manchmal funktioniert dieser Gedanke, dass ich mir dann klar mache, dass das alles keinen Sinn hat und es sowieso allen egal ist, ob ich jetzt achtundvierzig, fünfzig oder neunundfünfzig Kilogramm wiege. Aber leider nur manchmal.


Genau wie auf dem Bild oben erklärt, sind die Vorstellungen vom "Idealbild" einfach nur noch verzerrt. Aus diesen sind schon beinahe extremistische Weltanschauungen geworden.
Dadurch entstand dann wahrscheinlich auch der ganze Trend mit dem sogenannten "fat shaming". Momentan bekomme ich das von überall zu hören. Heute zum Beispiel in meiner Klasse; das allererste, das ich nach den Ferien zu hören bekommen durfte, war, wie sich Jungen, die die meiste Zeit im selben Klassenraum wie ich sitzen, über Mädchen lustig gemacht haben, deren Rippen nicht rausstehen. Und das passiert andauernd. Ich will gar nicht wissen, was sie hinter meinem Rücken über mich reden...
Es wird als schlimm angesehen, dick zu sein. Und das ist es doch eigentlich gar nicht. Natürlich, wenn man sich nicht mehr gescheid bewegen kann, der Rücken nur noch schmerzt, dann sollte vielleicht etwas unternommen werden. Aber, wenn ich so darüber nachdenke, ist es doch viel gesünder, einen eher erhöhten BMI zu haben als einen zu niedrigen. Kommt man einmal in das Untergewicht rein, dann ist es so verlockend, immer weiter hineinzugleiten. Außerdem ist Fett ja was Nützliches. Es wärmt und es bietet Schutz für die inneren Organe und es ist einfach eine der wichtigsten Reserven unseres Organismus. In Notzeiten würden sich die ganzen schlanken Frauen* wünschen, zu groß für Kleidergröße 34 zu sein. Oder 36.



Das ist doch schlimm, oder?
Wie es sein kann, dass sich aufgrund der gestörten Wahrnehmung von irgendwelchen, um es jetzt einmal ganz drastisch auszudrücken, frauen*hassenden Modemachenden ein so großer Teil der Bevölkerung (beinahe) zu Tode hungert. Dass so viele Menschen so enorme gesundheitliche Risiken in Kauf nehmen, nur, damit sie dem reduzierten Idealbild entsprechen.

Dagegen muss etwas unternommen werden.
Und ich bin so froh, dass es dieses kleine Büchlein gibt. Das ist schon einmal ein Anfang. Und es gibt auch schon ganz viele Portale im Internet, tolle tumblr-Blogs (Oh! Ich hab mir jetzt auch einen Account gemacht, hier: http://persoenlicherevolution.tumblr.com/ - ich hab ja eh keine Lust, die Matura zu bestehen) und vieles mehr.
Aber das ist halt leider trotzdem noch nicht genug. Wir müssen es irgendwie schaffen, awareness zu schaffen und vor allem das vorherrschende Modebild verändern. Und vielleicht, ja, vielleicht, kann ich dann irgendwann wieder einmal ganz normale (Reis-)Milchschokolade essen, ohne das das schlimmste schlechte Gewissen zu bekommen.


Oh, und zum Schluss möchte ich noch ein Lied anhängen. Das passt heute einfach nur so perfekt. Wirklich toll...


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